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Rhesus-D-Varianten bei schwangeren Frauen: Ergebnisse eines einjährigen Beobachtungszeitraums

Das Rh Blutgruppensystem ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Molekülabschnitten (antigenen Determinanten) auf zwei Proteinen (RhD, RhCE), die von den RHD und RHCE Genen des Rhesus-Genkomplexes kodiert werden; Kombinationen (Hybride) zwischen beiden Genen sind nicht ungewöhnlich. Das komplexe Gensystem hat transfusionsmedizinische Bedeutung. Im Vordergrund steht vor allem die starke Immunogenität des Rhesus-D-Antigens, dessen verlässliche Typisierung eine wichtige Voraussetzung für verträgliche Bluttransfusionen ist. Den Richtlinien zur Blutgruppenbestimmung folgend werden Blutgruppenbestimmungen mit entsprechend zertifizierten Reagenzien durchgeführt. Serologische Bestimmungsverfahren haben aber ihre methodischen Grenzen. Im Falle der RhD Bestimmung mit monoklonalen Anti-D-Reagenzien können beispielsweise die sog. schwachen (weak D) und partiellen D-Typen (D partial) auf variable Weise reagieren und führen somit nicht immer zu eindeutigen Ergebnissen.

Etwa 1% der Europäer tragen aberrante RHD-Allele. Aberrante RHD-Allele kodieren RhD-Varianten, die in der serologischen Diagnostik oftmals problematische Reaktionsmuster erzeugen und letztlich Ursache unerwünschter Alloimmunisierung sind. Die Möglichkeit von Fehlbestimmungen bei der RhD-Serologie muss immer beachtet werden. Bei den in Europa häufiger vorkommenden RHD-Varianten wie zum Beispiel weak D Typ 1, Typ 2 und Typ 3 (Einstufung als RhD-positiv) sind Interpretation von Testabläufen und zu veranlassende Folgeuntersuchungen durch Richtlinien geregelt, so dass Fehlbestimmungen eher selten sind. Andererseits gibt es zahlreiche aberrante RHD-Allele mit dem Potential einer serologischen Fehlbestimmung, die dann im Fall einer Transfusion von falsch ausgewählten Blutprodukten eine D-Alloimmunisierung auslösen können. Aufgrund der Häufigkeit von ethnischen Variabilitäten im RHD-Bereich sind sero-diagnostische Probleme im immunhämatologischen Labor zu erwarten.

In den letzten Jahren haben wir eine Zunahme von nicht eindeutigen Reaktionen bei der RhD-Serologie festgestellt und weiter geprüft. Proben von schwangeren Frauen (mit und ohne Migrationshintergrund) wurden während eines Zeitraums von 12 Monaten anlässlich der Mutterschaftsvorsorge mit verschiedenen Anti-D Reagenzien untersucht. Das Hauptinteresse lag auf der Bestimmung des Rhesus-Faktors mit Blick auf RhD-negativ, RhD-positiv oder weak D und D partial Varianten. Die Untersuchung von 3055 Schwangeren ergab in 22 Fällen (ca. 0,7 %) abgeschwächte RhD-Reaktionen in der Routineserologie. Diese Fälle wurden einer RHD-Genotypisierung zugeführt. Zehn Fälle ergaben weak D Typ 1, vier Fälle waren weak D Typ 2 und drei Fälle weak D Typ 3. Eine Patientenprobe wurde als weak D Typ 31 befundet. Vier weitere Patientenproben ergaben RHD partial. Ein bemerkenswertes Ergebnis ergab sich bei einer Patientin afrikanischer Herkunft, bei der serologisch ein unauffälliges, voll ausgeprägtes D-Antigen vorlag: verschiedene serologische Tests mit unterschiedlichen Testformaten ergaben jeweils maximal positive Agglutinationsreaktionen. Bei der parallel durchgeführten molekulargenetischen Typisierung wurde ein partial D (DAU) diagnostiziert: RHD*10 (RHD*DAU0).

Zahlreiche Möglichkeiten von Genkonversion (RHD, RHCE) und Mutationen limitieren serologische Diagnostik. Molekulargenetische Untersuchungsverfahren werden zum Standard für die Absicherung von serologischen Blutgruppenergebnissen. Allerdings sich aber auch Grenzen zu beachten. Viele Testsysteme wurden an Patientenproben europäischer Herkunft entwickelt, die nicht immer geeignet sind, seltene Allele zu erkennen. Bei Vorliegen von unbekannten Mutationen sind falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse möglich. Auch Krankheiten wie hämatologische Malignome, Blutgruppenchimärismus und andere Gründe für somatische Mutationen können zu Veränderungen eines Blutgruppentyps führen. Die Europäische Blutrichtlinie (European Blood Directive) und das BloodGen-Projekt (BloodGen Project) adressieren die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung von Konzepten und Technologien.

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