Die KDIGO 2012 Leitlinien (Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) CKD Work Group [KDIGO 2013]) beschreiben ein Konzept für die Definition und die Handhabung chronischer Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD). CKD beruht auf Abnormalität renaler Struktur und Funktion über eine Dauer von mehr als 3 Monaten, verbunden mit gesundheitlichen Beschwerden. Wichtiger Bestandteil der Leitlinien ist eine Einteilung in CKD Schweregrade, in definierte Stadien anhand der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Ein weiteres Kriterium ist die Albuminurie. Die Einteilung der Schweregrade chronischer Nierenerkrankung wird auch von der deutschen S3-Leitlinie (DEGAM 2019) übernommen. Es besteht Konsens, dass die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) als eGFR (estimated glomerular filtration rate) über den endogenen Kreatininwert mit mathematischen Rechenformeln bestimmt werden kann. Cystatin C gilt als ein alternativer Filtrationsmarker zum Kreatinin, der bevorzugt bei Kindern und in Sonderfällen Anwendung finden soll. Die Berechnung der eGFR gilt allgemein als ausreichend für klinische Erfordernisse. Zur Vermeidung von Fehleinschätzungen muss in bestimmten Fällen eine direkte GFR-Messung (mGFR) mit einem exogenen Marker erwogen werden. Die mGFR ist der veritable Test zur Bestätigung oder zum Ausschluss einer CKD, mGFR ist aber kein Standardverfahren für die Routine. MDRD-Formeln und die Formel der CKD-EPI Arbeitsgruppe werden häufig für eGFR-Bestimmungen verwendet. Für eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse soll die Messung der Biomarker (Kreatinin, Cystatin C) durch standardisierte Testverfahren erfolgen. Analytische Interferenzen und kritische anthropogenetische Faktoren führen oft zu fehlerhaften Bewertungen. Eine Über- oder Unterschätzung der eGFR ist bei allen Rechenformeln möglich, die kritischen Bewertungsgrenzen sind zu beachten. Bestimmungen von Albuminurie und Eiweißausscheidung dienen der ergänzenden Abklärung der Nierenfunktion.
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